Runterbiegen Weinheimat Blog

Das Jahr im Weinberg: Februar – Rutenbiegen

Wir begleiten unsere Weingärtner das Jahr über bei der Arbeit im Weinberg. Letzten Monat haben wir vom Rebschnitt berichtet – jetzt ist das Rutenbiegen dran.

Meist so ungefähr im Februar biegen die Weingärtner und Weingärtnerinnen die Ruten ihrer Reben. Dies kann aber bis in den April hinein gemacht werden. Wichtig ist nur: Das Biegen und Binden der Ruten muss auf jeden Fall vor deren Austrieb geschehen. Hierbei bringen die Weingärtner:innen die Reben in Form. Der Grund, warum dies getan werden muss, liegt in der Natur der Rebe. Denn die Rebe hat als Lianengewächs die Tendenz, in die Höhe zu wachsen. Die Pflanze würde – das hat ihr die Natur so mitgegeben – die nach oben wachsenden Triebe bevorzugt mit Nährstoffen versorgen. Umgekehrt würde der Rebstock von unten her nach und nach immer kahler. Auch die zur Seite wachsenden Triebe kämen, was Wasser und Nährstoffe angeht, zu kurz. Ihr Wachstum würde von der Pflanze unterdrückt. Und genau das ist überhaupt nicht im Sinne unserer Weingärtner:innen – und von Euch. Deshalb ist Rutenbiegen wichtig.

Ziel: Die gesamte Rebe gleichmäßig mit Nährstoffen versorgen

Die Weingärtner:in möchte, dass alle Augen – also die Knospen – der Rebe gleichmäßig mit Nährstoffen versorgt werden und die Triebe im Sommer möglichst gleichmäßig wachsen, das heißt auch zur Seite. Deshalb werden die Fruchtruten niedergebogen. Dies fördert einen gleichmäßiger Austrieb überall an der Rebe. Von alleine würde die Fruchtrute nun aber nicht unten bleiben, sondern sich wieder aufrichten. Denn, wie oben beschrieben, aus Sicht der Pflanze wäre es wünschenswert, dass die Ruten gerade nach oben wachsen.

Deshalb bindet der Weingärtner seine Ruten, sobald er sie gebogen hat, damit sie halten. Entweder traditionell mit Weidenruten, oder heute meist mit dünnen Drähten, die von sogenannten Stickeln (teils aus Holz, aber auch aus Metall) gehalten werden.

Ähnlich wie beim Rebschnitt und damit in Verbindung dem Herausziehen des alten Rebholzes aus dem Drahtrahmen des Vorjahres gehört das Rutenbiegen, beziehungsweise, wie man auch sagen kann, das Rebenbinden, zu den zeitaufwändigsten Arbeiten im Weinberg. Vorteil: Die Weingärtner:innen können sich gut helfen lassen, denn das Rebenbinden erfordert weniger Fachverstand als der Rebschnitt. Und auch nicht so viel Kraft wie das Herausziehen des alten Holzes. Dafür kann aber Erfahrung und vor allem Geschick und Gefühl nicht schaden.

Wie gehen die Weingärtnerinnen und Weingärtner nun genau vor? Über den Bindedraht biegt man die Fruchtruten in die immer gleiche Richtung. Ausnahme: Dort, wo man beim Rebschnitt zwei kurze Ruten angeschnitten hat, biegt man, damit sie sich später beim Wachsen nicht gegenseitig den Platz wegnehmen, eine nach links und eine nach rechts.

Und so sieht das Rutenbiegen dann im Detail aus:

 

Fotos: Bottwartaler Winzer

Optimaler Zeitpunkt fürs Rebenbinden ist der Februar

Dass die Weingärtner:innen die Fruchtruten gerade (vor allem) im Februar biegen (oder bis spätestens Anfang April), hat übrigens einen naheliegenden Grund: Das dann vorherrschende, feuchte Wetter. Denn: Feuchte Fruchtruten brechen beim Biegen nicht so leicht.

Die Weingärtner:innen müssen beim Krümmen der Rute ohnehin sehr vorsichtig vorgehen, um ein Abbrechen zu vermeiden. Das fällt bei einer feuchten Rebe leichter als bei trockenem Holz. Denn: Ein Abbrechen wäre ein echtes Missgeschick. Allerdings eines, das immer wieder vorkommt und dann leider nicht mehr gut zu machen ist. Denn: Die Weingärtner:innen haben ja beim Rebschnitt die Anzahl der Ruten bereits so weit reduziert, dass für die abgeschnittene jetzt eben keine Ersatzrute zur Verfügung steht. Folge: Der Rebstock wird in diesem Jahr keine Früchte tragen. Und dieser Verlust beträgt in etwa eine Flasche Wein.

Zum Thema Rebenbinden hat Sophia Lehr – seit letztem Jahr Markelsheimer Weinkönigin – schon einmal ein Video gedreht. Dieses findet Ihr in einem früheren Beitrag zum Rebschnitt hier im Weinheimat Blog.

Für das Binden eines Rebstocks braucht der Weingärtner übrigens circa 30 Sekunden, bei einem Hektar Rebfläche sind das über 33 Arbeitsstunden. Addieren wir zusätzlich die Arbeitszeit für den Rebschnitt (ca. 1,5 Min./Stock), kommen wir in Summer auf eine Arbeitszeit von über 133 Stunden je Hektar.

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