Neue Rebsorten – kurz erklärt

In den letzten Jahren halten verstärkt neue Rebsorten Einzug in Württembergs Weinberge – wir sprechen heute einmal darüber, womit das zusammenhängt und welche Sorten das sind.

Zentraler Punkt, der auch hier wieder eine Rolle spielt, ist der Klimawandel. Nicht alle bestehenden Sorten kommen gut damit klar, dass es immer wärmer und trockener wird. Gerade unserem Trollinger wird es mittlerweile in vielen Sommern zu heiß und zu trocken. Vor allem dann, wenn er in der Steillage steht, was beim Trollinger besonders häufig der Fall ist. Da bekommt eine Rebe dann gerne einmal – das heißt tatsächlich so – einen Sonnenbrand.

Doch nicht nur der Trollinger leidet, gerade der Riesling hat ein riesiges Problem. Er lebt ja im Bewusstsein der Genießer von seiner knackigen Säure. Gerade diese kann er aber, wenn es zu warm und trocken wird, nicht mehr ausbilden. Dies liegt daran, dass durch die Klimaerwärmung auch der Reifeprozess beschleunigt wird. Eine frühere Reife führt allerdings auch dazu, dass die Trauben weniger Säure enthalten und dafür zum Teil mehr Zucker. Was bedeutet, es entstehen alkoholreiche und säureschwache Weine. Und: In den letzten Jahren hat die Forschung festgestellt, dass der Riesling, wenn es zu warm wird, eine unangenehme Petrolnote ausbilden kann. Ganz generell schaden die langen Trockenperioden dem Ertrag, denn der Rebstock sichert, wenn das Wasser knapp wird, als Erstes sein eigenes Überleben – im Zweifelsfall werden dann einfach die Trauben nicht mehr mit Wasser versorgt und verdorren.

Spannendes Projekt mit südländischen Reben

Was tut man nun? Ein Weg ist es, Rebsorten aus Anbauregionen, in denen schon länger klimatische Verhältnisse der beschriebenen Art herrschen, bei uns heimisch zu machen. Die Felsengartenkellerei Besigheim, die Lauffener Weingärtner und die Weingärtner Stromberg-Zabergäu gehen bei diesem Thema zusammen mit der Hochschule Geisenheim und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg in der Steillage neue Wege. Das Projekt „Steile Weine“ soll den Anbau auf terrassierten Flächen wirtschaftlicher machen und dabei helfen, diese Kulturlandschaft auch in Zukunft zu erhalten. Da testet man dann Rebsorten, die man bisher nicht mit Württemberg in Verbindung gebracht hat, mit geheimnisvollen Namen wie Carmenère, die Neuzüchtung Marselan oder Nero d‘Avola – letztere die derzeit bedeutendste Sorte in Sizilien. Und: Auch neue, pilzwiderstandsfähige Sorten sind in diesem Projekt dabei, zu den PiWis lest Ihr später mehr hier im Text.

Inzwischen sind die Macher des Projektes „Steile Weine“ bereits so weit vorangeschritten, dass sie nicht nur wissen, welche Sorten sie bei uns erfolgreich anbauen können. Auch Geschmackstests mit den Verbrauchern wurden durchgeführt. Hierbei wurde eine Cuvée aus neuen Sorten gegen bekannte Sorten in den Vergleichstest geschickt. Derzeit arbeitet die Projektgruppe jetzt an einem Vermarktungskonzept.

Ein Weinheimat Video zum Projekt „Steile Weine“ findet Ihr hier.

Umstellung relativ kurzfristig möglich

Was den Weingärtnern bei der Rebsortenfrage generell entgegenkommt: Der Weinbau hat die Besonderheit, dass der Weingärtner im Prinzip von einem Jahr zum anderen in ein und dem selben Weinberg eine ganz andere Rebsorte kultivieren kann. Wobei: Erträge gibt es natürlich nicht sofort, aber es dauert zumindest keine Ewigkeit. „Umveredelung“ nennt sich das Ganze. Hierbei wird – jetzt vereinfacht gesagt – auf bestehende Reben eine neue Sorte aufgepfropft. Das heißt tatsächlich so. Wie das genau funktioniert, lest Ihr hier. Der Regelfall ist allerdings – das muss man zur Einordnung sagen – weiterhin, dass der Weingärtner bei einer Umstellung auf eine neue Sorte tatsächlich neue Reben setzt. Dadurch verjüngt er – anders als beim gerade geschilderten Umveredeln – auch gleich noch seinen Rebenbestand.

Noch einmal zurück zur Umveredelung: Unten sehen wir ein Auge direkt nach der Umveredelung, 2 Tage später, nach 2 Wochen, im Juni und Juli desselben Jahres.

Wasser wird zum kritischen Faktor

Nun sind aber nicht nur die – beispielsweise in diesem Jahr zu beobachtenden – langen Trockenphasen ein Problem. Wenn es dann (endlich) regnet, tut es dies oft in Form von Starkregen. Das heißt, dass in kurzer Zeit sehr viel Regen fällt. Hierdurch entsteht dann teilweise über mehrere Tage ein besonders feucht-nasses Klima, das den Pilzbefall der Reben fördert.

Und hier kommt nun eine weitere Art neuer Rebsorten ins Spiel, die sogenannten „Pilzwiderstandsfähigen Rebsorten“. Diese „PiWis“ haben eine besonders starke Widerstandskraft gegen die Rebkrankheiten Echter und Falscher Mehltau – diese sind die wesentlichen Pilzkrankheiten an Reben in unseren Breiten. Und diese höhere Widerstandsfähigkeit der Reben wiederum führt zu einer Reduzierung der Pflanzenschutzmaßnahmen um bis zu 80%. Auf knapp 3 Prozent der Rebflächen in Deutschland werden laut Deutschem Weininstitut derzeit bereits PiWis angepflanzt. In Württemberg sind dies Cabernet Blanc, Solaris, Souvignier Gris, Muscaris, Regent, Satin Noir und Sauvignac. Noch recht jung, aber schon sehr beliebt ist der Sauvitage, eine Züchtung der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg, der LVWO.

Mehr Infos zu den einzelnen PiWi-Sorten bekommt Ihr hier auf der Seite des Deutschen Weininstituts.

Mehr Infos zum Wein und News aus der Weinheimat Württemberg gibt es im Weinheimat Blog.

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