Rotwein Weinheimat Württemberg im gemauerten Burgfenster

Wein im Wandel der Zeit

In Vino Veritas. Im Wein liegt die Wahrheit. Wer kennt diesen Satz nicht! Gesagt hat ihn der griechische Lyriker Alkaios von Lesbos  und das bereits vor über 2.600 Jahren. Taucht mit ein in die Geschichte des Weinbaus.

Die Frühzeit

Es ist nicht bekannt, wann der erste gezielte Anbau von Wein stattfand. Ausgrabungen zeigen, dass im vorderasiatischen Sumer, heute der südliche Irak, bereits im 5. Jahrtausend v.Chr. Weinbau stattgefunden hat. Dazu passt, dass die älteste bekannte Kelteranlage in Hadschi Firu Tepe, im heutigen Iran gefunden wurde. Sie wird von Archäologen ebenfalls auf ein Alter von ca. 7.000 bis 7.400 Jahren geschätzt und passt somit in die Zeit 5.000 v.Chr. Danach breitete sich der Weinbau im gesamten Nahen Osten aus.

Weinbau in Ägypten fand etwa 1.000 Jahre später statt und wird von Experten auf ca. 4.000 v.Chr. datiert. Relativ zeitgleich fand der Weinbau seinen Weg nach Kreta. Es ist überliefert, dass die Minoer ca. 1.700 v.Chr. bereits die ersten Edelreben auf Kreta kultivierten. Von Kreta aus fand der Wein seinen Weg auf die Insel Santorin und von dort erreichte er das griechische Festland**.

Es gibt eine Sage über „die Erfindung des Weines“ aus der Zeit des persischen Königs Dschamschid, der ca. 2.500 Jahre v.Chr. gelebt haben soll. Diese lautet:

„Es steht geschrieben, dass ein König seine Trauben im Keller lagerte. Diese gärten nach einiger Zeit und so begann die Weinkultur. Man dachte zuerst, die Trauben seien von bösen Geistern besessen und vergiftet. Als die Königin von diesem wohlschmeckenden Getränk nahm, um vor ihrer Migräne in den Selbstmord zu fliehen, wurde sie nicht nur von ihren Kopfschmerzen befreit, sondern sie wurde in fröhliche Stimmung versetzt. Aus diesem Grund wurde der Wein zum offiziellen Getränk.“

 

Antike – Griechenland und Römisches Reich

Es wird vermutet, dass es griechische Kolonisten waren, die im 7./6. Jahrhundert v.Chr. erstmals Rebstöcke nach Gallien brachten. Wahrscheinlich war der damalige Anlaufpunkt dieser Kolonisten die Hafenstadt Massalia, das heutige Marseille.

Die ersten belegbaren Nachweise für die Kultivierung von Weinreben im heutigen Frankreich sind auf das Jahr 400 v.Chr. datiert. Interessant ist, dass im heutigen Schweizer Kanton Wallis bereits ca. 200 bis 400 Jahre früher mit der Kultivierung von Reben begonnen wurde. Archäologen schätzen, dass dies in der Zeit zwischen 800 und 600 v.Chr. geschah.

Unter diesen Rebkultivierungen dürfen wir uns jetzt nur keine Weinberge vorstellen, wie wir sie heute kennen. Weinreben wurden damals auf verschiedenste Wege erzogen. Beispielsweise an Bäumen, als Dachspalier oder kriechend auf dem Boden.

Wein, Religion und Götter

Im Griechenland der damaligen Zeit galt es als verpönt und barbarisch, Wein pur zu trinken. Wein wurde immer mit Wasser vermischt. Und das Wasser wurde immer, zu Ehren des Gottes Dionysos, der den Wein verkörperte, in den Wein gegeben. Nie andersherum. Die übliche Mischung war fünf Teile Wasser auf zwei Teile Wein. Eine Mischung zu gleichen Teilen aus Wasser und Wein wurde bereits als „unvermischt“ angesehen. Die Griechen entwickelten für das Mischen einen eigenen Behälter. Der sogenannte kratér wurde ausschließlich für diesen Zweck verwendet.

Der Gott Dionysos war nicht nur für die Trauben und den Wein verantwortlich. Er stand auch für die Fruchtbarkeit und die Ekstase. Aus diesem Grund spielte der Wein in allen Festen zu seinen Ehren eine große Rolle. So fand im Dezember immer das Fest der Weinpresse statt. Bei diesem wurde Dionysos der neue Wein geopfert.

Im römischen Reich war Bacchus das Gegenstück zu Dionysos. Die Herstellung des Weines war von religiösen Normen bestimmt. Der Erntetermin wurde von Priestern bestimmt. Wein war im alten Rom auch ein wesentlicher Bestandteil religiöser Feste. Auch im römischen Reicht galt, wie in Griechenland, der Genuss von purem Wein als verpönt. Wein wurde mit Wasser gemischt und galt als stärkend. Zudem wurde ihm eine heilende Wirkung zugesprochen.

In der Bibel finden wir viele Stellen, in denen der Begriff Wein auftaucht. So gilt Noah als erster Winzer. Wein findet seine Erwähnung als Quell der Lebensfreude oder als Arznei für Leidende. An anderer Stelle nennt die Bibel den Wein ein als mit Vorsicht zu genießendes Rauschmittel. Im Christentum steht der Wein beim Abendmahl für das Blut Christi. Im Judentum finden wir koscheren Wein. Hier gehört er zu den Ritualen des Kiddusch am Sabbat, des Pessach und der Hochzeit.

Mittelalter und Frühe Neuzeit (600 bis 1700)

In den Jahren 900 – 1400 nach Christus fand in Europa die sogenannte Warmzeit statt. Wein konnte jetzt in Gebieten angebaut werden, in denen es vorher nicht möglich war. So wurde in dieser Zeit Wein in Südengland angebaut. In den Weinbaugebieten entwickelte sich der Wein schnell zum täglichen Getränk der Bevölkerung. Verschiedene Quellen verweisen darauf, dass der damalige deutsche Wein deutlich mehr Säure wie der heutige hatte. Aus diesem Grund wurde er mit Honig und Gewürzen gemischt. Wein hatte den Ruf, im Gegensatz zu Bier, der menschlichen Gesundheit förderlich zu sein. Schnell entwickelte sich der Wein zum wichtigen Handelsgut.

Die Qualität des Weines schwankte je nach Anbaugebiet. Die größte Qualität hatte die erste Pressung. Dagegen musste die arme Bevölkerung mit dem Nachwein oder Tresterwein vorlieb nehmen. Diese wurden aus der zweiten, manchmal sogar aus der dritten Pressung gewonnen und häufig mit Wasser und Essig gestreckt.

Ein großes Problem war die Haltbarmachung und die Lagerung des Weines. Im 14. Jahrhundert hat Guillaume Tirel, Chefkoch Carls des V., ein Kochbuch mit dem Titel „Le Vandier“ geschrieben.  In diesem Buch gibt er Tipps, wie Wein länger haltbar gemacht werden kann. Unter anderem empfiehlt er das Beimischen von verbranntem Trester und Gewürzen.

Zur damaligen Zeit wurden dem Wein häufig Gewürze wie Ingwer, Pfeffer, Paradieskörner, Muskatnuss und Gewürznelken beigemischt, da diese die gesundheitsfördernde Wirkung des Weines unterstützen sollten.

Der Wein breitet sich in Deutschland aus

Ab dem 11. Jahrhundert nahm der Weinbau in Deutschland zu. Durch die Ausdehnung des Zisterzienserordens in Rheingau und Württemberg erreichte der angebaute Wein bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges sein absolutes Hoch. Bis zu seinem Beginn 1618 waren ca. 300.000 ha Wein in ganz Deutschland angebaut. Viele Flächen, vor allem in Bayern und Ost- und Norddeutschland, fielen dem Krieg zum Opfer.

Vom Essig-Wein zum Qualitätswein

Mit Beginn des 16. Jahrhunderts gewannen Weine eine immer größere, jedoch häufig nur regionale, Bedeutung. Das betraf den kompletten europäischen Kontinent. Eine Ausnahme bildeten der heute sehr beliebte Portwein aus Portugal und der Sherry aus Spanien.

Gegen Ende der Neuzeit, im 18. Jahrhundert, begannen die Menschen mehr und mehr auf die Qualität des Weines zu achten. Vor allem auf kleineren Flächen wurde immer besserer Wein angebaut.

19. Jahrhundert und Gegenwart (1800 bis heute)

Der Aufschwung

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte der Weinbau eine neue Stufe. Die Auswahl der Rebsorten wurde verbessert. Der Weinbau entwickelte sich deutlich weiter. So wurde die Drahtrahmenerziehung zum Standard und neue Pressen wurden entwickelt. Mit diesen Entwicklungen und der damit einhergehenden Verbesserung der Weinqualität verschwanden die „alten“ Gewürzweine endgültig vom Markt.

Es wurden immer mehr Maschinen eingesetzt. Dies führte zu Verbesserungen beim Pressen, dem Abfüllprozess in Flaschen und dem Verkorken der Flaschen. Was bis dahin noch mühsam von Hand gemacht werden musste, war jetzt deutlich einfacher und schneller möglich. Der Beginn des 19. Jahrhunderts war für den Wein fantastisch. Die Rebflächen breiteten sich aus und ausgehend von Impulsen aus Frankreich verbesserte sich die Qualität der Weine deutlich.

Im Jahr 1830 wurde der erste Eiswein gekeltert und im selben Jahr begann Ferdinand Oechsle die Mostwaage in Serie zu fertigen. 1836 erschien seine Arbeit „Über den Gebrauch der Most- und Weinwaage“, in der er seine Methode zur Bestimmung der spezifischen Dichte im frisch gepressten Traubensaft beschrieb.

Der Rückschlag im Weinbau

Einen harten Schlag versetzte den europäischen Winzern die aus den USA eingeschleppten „Amerikanischen Plagen“. Der Echte Mehltau machte den Anfang. Der Versuch, resistente Rebsorten aus den USA für die Zucht in Europa einzusetzen, endete damit, dass mit diesen Hoffnungsträgern die Reblaus importiert wurde. Auf diese Weise kam dann auch der Falsche Mehltau nach Europa. Ganze Weinregionen verloren ihre Grundlage. Komplette Anpflanzungen wurden vernichtet und die Fläche des angebauten Weines nahm dramatisch ab.

Als Hoffnung galten neu gezüchtete Rebsorten. Für die Weinbauern schien die Krise überstanden zu sein.

Der Weinbau im Ersten und Zweiten Weltkrieg

Die Hoffnung der Weinbauern auf Ruhe wurde zerstört. Der 1. Weltkrieg und der 2. Weltkrieg forderten ihren Tribut. Gerade der 2. Weltkrieg setzte den deutschen Weinbauern stark zu. Dies sieht man direkt an den Produktionszahlen. Wurden 1936 noch ca. 3,3 Mio. Hektoliter Wein produziert, so fiel dieser Wert auf lediglich noch 1,0 Mio. Hektoliter im Jahr 1943. Hinzu kam das Verbot für Juden, in der Weinproduktion oder im Weinhandel zu arbeiten. Um diese Arbeitskräfte zu ersetzen, wurden im Laufe des Krieges immer wieder Kriegsgefangene im Weinbau eingesetzt.***

Die Wiederauferstehung des Deutschen Weinbaus begann ca. 1950. Während die regionalen Weinbauverbände sehr schnell nach Ende des Krieges ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten, dauerte es bis zum 31.05.1950, bis ein neuer Deutscher Weinbauverband gegründet wurde. Im selben Jahr wurde die Bundesrepublik Mitglied des Internationalen Weinamtes. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten richtete sich der deutsche Weinbau neu aus und wurde zu dem, was er heute ist.

 

Quellen:

In weiten Teilen nachzulesen auf Wikipedia „Geschichte des Weinbaus“

** Weinbau in Griechenland Quelle Wikipedia

*** Deutscher Weinbauverband

 

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