Biowein: Was macht ihn aus?

Mehrere Württemberger Weingärtnergenossenschaften erzeugen auch „Biowein“. Wir klären heute: Was versteht man hierunter und was sind dessen Besonderheiten?

Die ersten in der Weinheimat Württemberg, die in ihren Reben Biowein angebaut haben, waren übrigens drei Winzer der Weingärtner Stromberg Zabergäu. Nachhaltig, ökologisch und naturbelassen – so wollten sie ihre Trauben anbauen. Und das, obwohl der Bio-Trend damals in den 90er Jahren in Deutschland gerade erst Fuß gefasst hat. Mit einem von ihnen, Reiner Döbler, hat sich die Württemberger Weinkönigin Tamara Elbl unterhalten, das Video seht Ihr am Ende des Textes.

Aber lasst uns zunächst einen Blick auf die Dinge werfen, auf die man bei der Erzeugung von Biowein ein Auge werfen muss.

Pilzbefall vermeiden

Weingärtner, die ihre Produktion auf bio umstellen möchten, stehen vor keiner leichten Aufgabe. Ein Problem: Pilzkrankheiten wie Mehltau. Diese sind ohne chemische Spritzmittel nicht leicht zu behandeln. Der Bio-Wengerter muss seine Pflanzen deshalb bereits vor einer möglichen Infektion sehr genau pflegen. Das geht beim richtigen Rebschnitt der Pflanzen los. Und später muss darauf geachtet werden, dass die Trauben nicht zu eng nebeneinander hängen. Ist nämlich genug Luft zwischen den Trauben, fällt es einem Pilz weniger leicht, sich auszubreiten.

Aus ganz anderer Richtung kommt ebenfalls Hilfe. So ist man in den letzten Jahren bei der Züchtung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten entscheidend vorangekommen. Sorten wie Regent, Solaris, Cabernet Blanc, Muscaris, Souvignier gris, Satin noir oder Sauvignac sind hier zu nennen. Sie werden in mehreren unserer Genossenschaften bereits erfolgreich zu Weinen verarbeitet. Auch deshalb, weil sie durch ihre von Natur aus gegebene Widerstandsfähigkeit gegen Pilze wesentlich seltener behandelt werden müssen als konventionelle Sorten. Ein Mehraufwand gegenüber dem konventionellen Anbau bleibt aber auch bei den PIWIs erhalten.

Piwis mit dem Besten aus zwei Welten

Wie aber entstehen solche pilzwiderstandsfähige Rebsorten? Generell kreuzen die Rebzüchter gerne sogenannte „Europäerreben“ mit „Amerikanerreben“. Während erstere bei der Weinherstellung wegen ihres guten Geschmacks zum Einsatz kommen, zeigen sich letztere gegenüber vielen Krankheiten bedeutend widerstandsfähiger. Dabei heißt es allerdings Vorsicht: Denn der Wein der Amerikanerreben schmeckt dem Weinkenner oft nicht wegen seines leichten Foxtons. Aber: Durch geschickte Kreuzung und Selektion lässt sich der Vorteil der höheren Pilzwiderstandsfähigkeit ohne den Nachteil des Geschmacks in die Europäerreben hineinkreuzen.

Mist machen beim Biowein erlaubt

Nun haben wir also eine solche Piwi-Sorte im Anbau und die Trauben hängen schön locker am Stock. Dann werfen wir doch mal einen Blick auf das Sichwort Bodenbearbeitung beziehungsweise auf das Düngen. Denn wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt, ist ein fruchtbarer Boden das A und O (auch) beim Bio-Weinbau. Statt Mineraldünger setzen viele Biowinzer hierbei auf Mist. Ihr habt richtig gehört: Hier wird dem Boden Kompost mit Stallmist beigegeben, damit der Humusgehalt steigt. Zusätzlich werden Begrünungspflanzen wie Klee oder Wicken eingesät. Oder auch stickstoffreiche Pflanzen wie Leguminosen – das sind Hülsenfrüchte – zwischen die Weinstöcke gepflanzt. Diese Pflanzen werden früher oder später ins Erdreich gepflügt und reichern dieses mit Nährstoffen für die Reben an.

Die Vielfalt der Mineralität, die hierdurch im Boden entsteht, schmeckt man später auch im Wein – das macht ihn ausdrucksstark.

Und dann nicht wundern, wenn Ihr den Bio-Winzer erst recht spät im Jahr bei der Lese seht. Wir hatten Euch ja oben im Text beschrieben, dass der Bio-Wengerter die Pflanzen bereits vor einer eventuellen Infektion stärkt, um sie vor Pilzbefall zu schützen. Dies verzögert allerdings auch den Lesezeitpunkt. Deshalb gibt es in den Genossenschaften, in denen auch Bio-Wengerter am Werk sind, für diese in der Regel einen eigenen Leseplan. Dies ist wichtig für Frucht und Fülle des späteren Weins.

Ist Biowein automatisch vegan?

Klare Antwort: Nein, nicht automatisch – aber es kommt oft vor. Der Hintergrund: „Bio“ und „vegan“ sind zwei verschiedene Dinge. Während Biowein nach festgelegten Richtlinien angebaut werden muss, wird ein Wein dadurch vegan, dass man ihm beim Ausbau keine tierischen Zusatzstoffe zufügt. Die können zum Beispiel Gelatine sein, oder tierisches Eiweiß. Ich kann also sehrwohl einen Wein vegan erzeugen, ohne dass dieser biologisch angebaut wurde. Und umgekehrt. Oft verbindet der Bio-Winzer aber das eine mit dem anderen.

Die Württemberger Weinkönigin Tamara Elbl hat sich mit Biowein-Pionier Reiner Döbler über seine Tätigkeit unterhalten – das Video seht Ihr hier.

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