Teamwork im Weinbau: Triebwerk aus Heilbronn

In unserer neuen Reihe über wichtige Eckpfeiler in der Genossenschaftsarbeit sprechen wir heute über gelebte Innovation – und über Teamwork. Und zwar am Beispiel einer äußerst leistungsfähigen Jungwinzervereinigung.

Wisst Ihr, was eine Jungwinzervereinigung ist und tut? Wir stellen Euch heute eine besonders interessante und leistungsfähige vor: „Triebwerk“ der Genossenschaftskellerei Heilbronn.

Ihr steht auf hochwertige, charaktervolle und besonders ausdrucksstarke Weine? Am besten von engagierten Jungwinzerinnen und Jungwinzern erzeugt? Dann solltet Ihr weiterlesen. Denn die Jungwinzervereinigung „Triebwerk“ der Genossenschaftskellerei Heilbronn erzeugt genau solche Weine.

Wie die jungen Weingärtnerinnen und Weingärtner vorgehen, das wollen wir Euch heute am Beispiel ihres neuesten Weines, des Sauvitage „Kreuzweise“, zeigen.

Am Anfang stand auch bei diesem Wein (auf die älteren kommen wir später zu sprechen) der Wunsch, neue Wege zu gehen und vor allem aber, sich zukunftssicher aufzustellen. Sowie einen Wein zu kreieren, den die Genossenschaftskellerei so noch nicht im Sortiment hat. Die erste Besonderheit liegt bei diesem Wein in der Rebsorte – Sauvitage. Dies ist eine nachhaltige, zukunftsweisende, neue Rebsorte, die die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg gezüchtet hat. Eine widerstandsfähige Kreuzung mit Wurzeln von Riesling und Grauburgunder.

Dann galt es, festzulegen, welche Zielgruppe der Wein besonders ansprechen sollte. Hier entschloss man sich, den Wein auf junge Weingenießer auszurichten. Auf die Generation der Jungwinzer, auch die, die bisher noch nicht so viel Weinerfahrung gesammelt haben. Daher war für die Jungwinzer klar, anders als bei ihren bisherigen Weinen, auf den trockenen Ausbau zu verzichten, und stattdessen lieber auf die feinherbe Variante zu setzen. Also durch etwas mehr Restsüße und einen moderaten Alkoholgehalt einen angenehmen Trinkfluss herzustellen. „Mit dem Sauvitage „Kreuzweise“ möchten wir unseren Freunden einen Begleiter für jedes Fest an die Hand geben und damit zeigen, was wir im Weinberg und im Keller mit unseren eigenen Händen schaffen“, sagt Triebwerk-Vorsitzender Simon Dorsch.

Bewusste Ansprache der Zielgruppe

Wie aber spricht man nun die Zielgruppe an? Natürlich mit einem entsprechend flotten Namen für den Wein. Den Namen »Kreuzweise« hat das Triebwerk dem Wein wegen seiner passenden Doppeldeutigkeit gegeben: Zum einen bedarf es einiger Kreuzungen von Rebsorten, um am Ende eine neue Sorte wie Sauvitage zu züchten. Zum anderen soll der provokante Name klar machen, dass es sich hier um kein Mainstream-Produkt handelt. Und damit auch Weingenießer ansprechen, die vielleicht selbst gerne einmal anecken. Junge Leute, die gerne einmal gegen den Strom schwimmen. Damit nicht genug: Auch die Entwicklung des hierzu passenden Etiketts nahmen die Jungwinzer in ihre Hände.

Und im letzten Schritt ging es jetzt darum, die angepeilte Gruppe der jungen Weingenießer zu erreichen. So wurde der Sauvitage „Kreuzweise“ nicht nur auf der Fachmesse ProWein vorgestellt, sondern auch – zielgruppengerecht – im Rahmen einer eigenen Triebwerk Jungwinzer Party.

Warum wir Euch das so dezidiert, in einzelnen Schritten, erklären? Um Euch zu zeigen, um was es bei einer solchen Jungwinzervereinigung geht: Alle Schritte nacheinander selbst in die Hand zu nehmen, von der Traubenerzeugung über die Weinherstellung bis hin zur Steuerung der Vermarktung des Produkts.

Triebwerk: Vier der Jungwinzerinnen und Jungwinzer sitzen am Klapptisch im Weinberg und stoßen mit Wein an

Steffen Möhle, Fabian Kleiner, Chantal Kirschenlohr und Christina Kircher

Schillerwein aus internationalen Rebsorten

Über den Sauvitage „Kreuzweise“ haben wir Euch jetzt ja schon einiges erzählt. Aber bereits in den Jahren zuvor haben sich die Jungwinzer vom Triebwerk einiges einfallen lassen.

Zum Beispiel einen trockenen Schillerwein aus den internationalen Rebsorten Sauvignon Blanc, Merlot und Cabernet Sauvignon. Dies sind für einen Schillerwein nun wirklich außergewöhnliche Sorten. Im Glas erscheint diese Kombination in einer kräftigen Lachsfarbe. In der Nase nehmt Ihr Aromen von grünem Apfel und Zitronengras wahr, außerdem würzige und rauchige Noten. Im Mund ist zuerst die Frucht der Süßkirsche und der Erdbeere schmeckbar. Anschließend erlebt Ihr ein magisches Süße-Säure-Spiel am Gaumen.

Die Idee, einen Schillerwein nicht wie üblich aus Riesling und Trollinger zu erzeugen, ist außergewöhnlich. Hier spielt sicherlich auch die zum Teil internationale Erfahrung eine Rolle, die die Jungwinzer sammeln konnten. So arbeiteten einige der insgesamt inzwischen rund 30 Mitglieder der Vereinigung in noch jüngeren Jahren in bekannten Weinbauregionen auf der ganzen Welt. Und nahmen dort Erfahrung und Wissen mit heim nach Heilbronn, Weinsberg, Flein und Grantschen. Dort setzen sie es jetzt ein.

Riesling, wie es ihn in der Genossenschaft noch nicht gab

Zurück zu den Weinen des Triebwerks: Komplett wird das Quartett durch einen trockenen Riesling und einen trockenen Lemberger. Der älteste Wein des Triebwerks ist der Riesling. Er gab seinerzeit den Startschuss für die Arbeit der Jungwinzer. Sie hatten den Wunsch und die Motivation, einen außergewöhnlichen und unverwechselbaren Riesling an der Spitze der Qualitätspyramide der Genossenschaft zu etablieren. Einen mit Strahlkraft. Einen, bei dem das frisch erlernte Wissen der Jungwinzer mit traditionell bewährten Methoden verknüpft ist. Da so etwas schwer alleine zu schaffen ist, kam es zum Zusammenschluss der Gruppe. So konnte man die verschiedenen Ideen für das Projekt bündeln.

Der Riesling stammt von Trauben aus besten Lagen rund um Heilbronn. Eine begleitende, penible Kontrolle der Anlagen, viel Handarbeit, um perfekte Trauben zu erzeugen sowie eine selektive Lese kennzeichnen die Arbeit der Jungwinzer im Weinberg. Für den Triebwerk Riesling sollen nur gesunde, goldgelbe Trauben gelesen werden. Eine späte Lese sorgt für eine spritzige Säure und ausgeprägte Aromatik. Das üppige Fruchtspiel dieses Rieslings schmiegt sich an den rassigen Körper mit einer knackigen Säure und einer erfrischenden Mineralität. Diese vereinen sich am Gaumen harmonisch. In der Nase zeigt sich der Wein komplex, mit Aromen, die an Wiesenwürze, Weinbergpfirsich und Zitrusfrüchte erinnern. Am Gaumen ist er opulent und vielschichtig, mit einem langen Nachhall.

Christina Kircher und Chantal Kirschenlohr sitzen an Klapptisch im Weinberg und stoßen mit Wein an

Lemberger aus dem Barrique

Der Triebwerk Lemberger wiederum ist ein Wein mit enorm viel Power! Die vollreifen Trauben sind sorgfältig von Hand verlesen. Im Anschluss an die Vinifikation darf dieser Wein für 20 Monate zur Reifung ins Barriquefass. Heraus kommt ein ausdruckstarker Wein, der über intensive Aromen von Brombeere, Johannisbeere und Schokolade verfügt, dazu feine, edle Röstaromen. Am Gaumen beeindrucken seine Struktur, feine Tannine und eine fesselnde Komplexität, die ein langes Finale garantieren.

Was die Triebwerk-Weine eint: Sie alle nutzen die Vorteile, die der Anbau in verschiedenen Lagen bietet. Die verschiedenen Bodenarten führen zu verschiedenen Aromen, sodass im Keller aus dem Vollen geschöpft und ein außergewöhnliches Aroma des Weins kreiert werden kann.

Zwei der Jungwinzer aus Heilbronn möchten wir Euch jetzt etwas näher vorstellen. Christina Kircher und Simon Dorsch. Ladies first!

Christina Kircher: Weinlokal mit Panoramablick

Spannendes mit noch Spannenderem zu verbinden liegt in Christina Kirchers DNA. In Adelaide, der Wiege des südaustralischen Weinbaus, packte die 26-Jährige nach ihrer Ausbildung zur Weinbau-Technikerin mit an. Die Kooperative in McLaren Vale verschaffte „Chrissi“ einen Einblick in Neue-Welt-Weine. Zwischen Adelaide Hills und den Stränden am St. Vincent Golf half sie in der Kellerei bei der Vinifikation von Syrah und Sauvignon Blanc. Aber: „Wenn man schon auf der südlichen Welthalbkugel ist, sollte man alles mitnehmen, was geht“, sagt die Weinsbergerin, die vor dem Praktikum erst einmal die schönsten Küstenspots in Down Under mit dem Wohnmobil ansteuerte.

Jetzt investiert die Jungwinzerin Mut und kaufmännischen Esprit in ihre württembergische Weinheimat. Das Projekt heißt „Burgblick“ und wurde vor kurzem als gastronomisches Baby mit rund 70 Sitzplätzen in Weinsberg aus der Taufe gehoben. Von der Terrasse und durch die Panoramafenster in der Stube blickt man auf die Burgruine Weibertreu. „Mein Weinlokal soll weinaffine Foodies ansprechen“, sagt Christina. Geplant sind neben „Schpätzle“ und „Soidawürschtle“ angesagte Leckereien wie vegetarische Maultaschen. Geöffnet hat das Lokal an ausgewählten Terminen – diese erfahrt ihr auf der Webseite. Übrigens: Ausgefallene Weine wie die oben beschriebenen, plus weitere der Genossenschaftskellerei gibt es hier selbstverständlich auch. Die Winzerfamilie Kircher beliefert die Genossenschaftskellerei schon in dritter Generation mit Traubengut.

Aber noch einmal zurück zu Christina selbst. Nach der Mittleren Reife wusste die heute 26-Jährige partout nicht, was sie werden wollte. Ein Praktikumsabstecher ins Hotelfach zeigte Christina zunächst, was sie nicht werden wollte: „Housekeeping ist nicht meine Sache.“ Der Weg zur staatlich geprüften Technikerin für Weinbau & Önologie erwies sich als der richtigere. Auf eine Winzer-Ausbildung beim Weingut Albrecht-Kiessling und in der LVWO Weinsberg folgte die Weiterbildung. Sie selbst bezeichnet sich als „Burgundertyp“ – in Weiß, Grau und Rot.

Triebwerk an einer Straße durch den Weinberg, über Heilbronn, halten Gläser mit Wein in die Luft

Christina Kircher, Chantal Kirschenlohr, Steffen Feghelm, Steffen Möhle, Fabian Kleiner, Stephan Brecht, Lorena Scheuerle, Simon Dorsch

Simon Dorsch: Seine Lieblingsjahreszeit ist der Herbst

Simon ist ebenfalls Mitglied der Jungwinzervereinigung „Triebwerk“ der Genossenschaftskellerei Heilbronn. In seinen Weinbergen am Grantschener Wildenberg kultiviert er Lemberger. Für ein duales Weinbau- und Oenolgiestudium zog es ihn direkt nach dem Abitur in die Pfalz, an den Weincampus nach Neustadt. In einem Weingut in Deidesheim erlernte er das Winzerhandwerk von der Pike auf. Weitere Erfahrungen sammelte er in der Kellerei Bozen in Südtirol und auf dem De Wetshof in Südafrika.

Am meisten freut sich Simon jährlich auf den Herbst. Darauf, zusammen mit einem tollen Lese-Team die Trauben und damit die Früchte des letzten Jahres zu ernten. Und natürlich auch die Trauben im Keller zu verarbeiten. „Wenn der Most von der Kelter läuft und die Fässer wohl duftend gluckern, dann weiß ich, dass ich im nächsten Sommer mit hervorragenden Weinen den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann“.

Neben dem Weinbau spielt Simon Posaune im Musikverein, am liebsten auf den Weinfesten in der Region. Zudem zieht es ihn zum Skifahren oder Wandern in die Berge. Und wenn es um Wein geht, muss es ein trockener sein. Entweder ein Weißer, frisch und fruchtig, oder ein Roter, lang im Eichenfass gereift, der zum Philosophieren anregt.

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Fotos: Michael Möhle


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