Ökologischer Anbau: Das sind die Unterschiede

Noch nimmt er am Markt eher eine Nische ein: Der Wein aus ökologischem Anbau. Aber es gibt ihn – auch in Württemberg. Wir schauen uns das Thema ökologischer Anbau heute aus der Nähe an.

Für den Weingärtner sind die Unterschiede zum konventionellen Anbau tatsächlich nicht „ohne“. Das beginnt bereits beim Setzen der Rebstöcke. Der Biowinzer wählt individuell für den jeweiligen Standort eine robuste und angepasste Rebsorte aus. Auch beim Rebschnitt geht das Ganze weiter und befasst sich auch mit der Frage, womit ich Pflanzenschutz betreibe. Schließlich ist Chemie im Ökoweinbau tabu. Und dann fragt sich der Öko-Winzer natürlich auch: Wie begrüne ich die Böden, um ihnen möglichst viele Nährstoffe zukommen zu lassen – und werde gleichzeitig nerviges Unkraut los?

Da auch hierfür Chemie ausscheidet, bleibt im Wesentlichen klassisches Jäten, mit der Hacke. Ein neuer Ansatz, der allerdings noch in den Kinderschuhen steckt, ist der Einsatz von Schafen im Weinberg. Zwei Weingärtnerfamilien in Flein bei Heilbronn betreiben dies derzeit – allerdings im konventionellen Weinbau.

Etwas, das der Öko-Winzer immer im Auge hat, ist auch der Einsatz von Nützlingen. Biowinzer lassen blühende Pflanzen wachsen, damit sich Wildbienen und Schmetterlinge ansiedeln können – eine Vorgehensweise, die immer häufiger auch im konventionellen Weinbau anzutreffen ist.

Was machen Öko-Winzer anders?

Seit ungefähr 40 Jahren gibt es den ökologischen Weinbau in Deutschland inzwischen. Immerhin rund 12.500 Hektar Weinberge werden laut Deutschem Weininstitut inzwischen ökologisch bewirtschaftet – das sind rund zwölf Prozent der deutschen Gesamtrebfläche und das entspricht mehr als der gesamten Rebfläche Württembergs. Seit 2004 hat sich die ökologische Rebfläche demnach verfünffacht.

Meist stellt ein Weinbaubetrieb dann von konventionell auf ökologisch um, wenn es zu einem Generationswechsel kommt. Der Preis ist hoch: Für drei Jahre muss der Betrieb auf der umgestellten Fläche komplett auf Erträge verzichten – so lange dauert die Umstellung.

Für biologisch wirtschaftende Genossenschaftswinzer ist die Kooperation mit einer Weingärtnergenossenschaft besonders wichtig, weil sie dann die volle Aufmerksamkeit auf den anspruchsvollen Weinbau richten können. Viele Weingärtner betreiben auch Ackerbau und Viehhaltung und können so die Nährstoffkreisläufe in ihrem Betrieb optimieren.

Ziel der Öko-Weingärtner ist es häufig, das Ökosystem im Weinberg auszubalancieren und die Biodiversität zu fördern. Chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel sind dann ebenso tabu wie Kunstdünger und Herbizide. Zur Düngung setzt der Bio-Winzer auf Humus, Kompost und generell organische Nährstofflieferanten.

Denn ja: Auch die Bodenbearbeitung erlaubt nachhaltige Ansätze. Für viele Biowinzer heißt das: Mist! Das heißt: Hier wird dem Boden Kompost mit Stallmist beigegeben, damit der Humusgehalt steigt. Zusätzlich werden Begrünungspflanzen eingesät. Das können ganz simpel Klee oder Wicken sein. Wichtig ist hierbei die gute Durchwurzelung des Bodens. Eine Pflanze, die dies ganz hervorragend tut und mit ihrer herrlichen, blauen Blüte im Frühjahr auch das Auge sehr erfreut, ist die Zottelwicke oder auch Zottige Wicke. Aber der gar nicht mehr so geheime Geheimtipp sind stickstoffreiche Pflanzen – oder wie die Fachleute sagen: Leguminosen! Das sind Hülsenfrüchte, die zwischen die Weinstöcke ausgesät werden. Diese Pflanzen werden dann früher oder später ins Erdreich gepflügt und reichern dieses mit Nährstoffen für die Reben an.

Und die Vielfalt der Mineralität, die hierdurch im Boden entsteht, hat Folgen. Die Bioweingärtner sagen: Man schmeckt es. Ein Biowein bringe die Vielfalt des Weinbergs, seine Mineralität und Aromatik mit in den Wein. Dies mache Bioweine ausdrucksstark, fruchtig und lebendig.  Gerade Rebsorten, bei denen der Verbraucher das „Bodengfährtle“ schätzt, wie beispielsweise der Silvaner oder auch der Riesling, profitieren hiervon stark.

Der Pflanzenschutz schließlich wird mit Schwefel oder Backpulver (Natriumbikarbonat) und Kupfer betrieben. Hier liegt auch einer der zentralen Kritikpunkte: Denn Kupfer ist nun auch nicht gerade „öko“ – und mancher Öko-Winzer braucht davon mehr als seine konventionellen Kollegen.

Umgekehrt wird alles getan, um die Pflanzen im Weinberg zu stärken und sie widerstandsfähig zu machen. Hierzu zählt auch die Kultivierung von Vielfalt, das heißt von verschiedenen Pflanzen im Weinberg, zwischen den Reben. Das Bodenleben und die Artenvielfalt werden hierdurch gefördert.

Und wer kontrolliert sie?

Damit nicht jeder einzelne Winzer individuell für sich definieren kann, was nun ökologischer Anbau ist und was nicht, gibt es auch hierzu eine EU-Verordnung. Und: Ein Öko-Weinbaubetrieb muss sich auf Basis dieser jährlich überprüfen lassen. Dies betrifft dann übrigens neben der schon beschriebenen Tätigkeit im Weinberg auch die im Keller. Denn auch hierfür gibt es Vorschriften. Hierzu zählen zum Beispiel niedrigere Grenzwerte für die maximalen Schwefelgehalte von Bioweinen. Außerdem sind mehrere Stoffe zur Behandlung des Weines im Laufe seiner Reifung verboten, oder sie müssen ökologischen Ursprungs sein. Bei den Hefen ist Gentechnik verboten. Wird all dies eingehalten, darf der Winzer von Ökologischem Wein, Öko-Wein, oder Bio-Wein sprechen – der Kunde erkennt diese Weine am EU-Gemeinschaftslogo.

Die Ökoverbände, in der rund die Hälfze der Öko-Winzer organisiert sind, hat zum Teil weitere, darüber hinausgehende Vorschriften. Der größte von ihnen ist der 1985 gegründete Verband Ecovin. Dessen rund 250 Mitgliedsbetriebe bewirtschafteten laut Deutschem Weininstitut 2022 allein mehr als 2.700 Hektar Rebfläche in zwölf deutschen Anbaugebieten.

Umweltbewusster Weinbau auch im konventionellen Weinbau

Nun hat aber auch der konventionelle Weinbau die Zeichen der Zeit erkannt und viele Methoden des ökologischen Weinanbaus übernommen. Sozusagen ein Stück ökologischer Anbau für alle. Dazu zählt das gerade bereits angesprochene Anpflanzen von Blühstreifen zwischen den Reben – zur Förderung der Biodiversität. Und ganz nebenbei fördert das hierdurch entstehende, farbenfrohe Bild auch den Weintourismus – aber das ist ein anderes Thema.

Ein weiteres gutes Beispiel ist der beginnende Siegeszug der pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, der PiWis. Sie starten gerade einen Siegeszug, auch im konventionellen Weinbau. Sie bieten gleich vier wichtige Lösungsansätze: Zum einen wird die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln reduziert. Und wer seltener Pflanzenschutzmittel ausbringen muss, schont gleichzeitig den Boden, weil weniger Schlepperfahrten nötig sind. Hierdurch werden dann auch Energie und CO2 eingespart. Und: Die neuen Rebsorten wurden bereits so gezüchtet, dass sie den aktuellen Klimabedingungen angepasst sind. Und – das hat jetzt mit dem Thema des Beitrags nichts zu tun, aber: Viele Verkostungen zeigen, dass PiWi-Weine vorzüglich schmecken.

Noch ein paar Worte zum Stichwort Pflanzenschutz. Gegen den „falschen Mehltau“ brachten die Winzer früher regelmäßig Pflanzenschutzmittel aus. Heute dagegen kennen auch die konventionell wirtschaftenden Winzer die Infektionsbedingungen und ergreifen, je nach Luftfeuchtigkeit und Nachttemperatur, nur dann Maßnahmen, wenn die Gefahr eines Ausbruchs groß ist.

Aber auch der Einsatz nützlicher Insekten zur Schädlingsbekämpfung ist ein Thema – ein gutes Beispiel ist hierfür der Einsatz der Schlupfwespe, die Begrünung der Rebzeilen und der Einsatz von Pheromonfallen zur Bekämpfung des Traubenwicklers sind weitere Beispiele.

Bei Pheromonfallen werden Sexualduftstoffe des Traubenwickler-Weibchens imitiert, mit denen sie normalerweise die Männchen anlocken. Diese künstlich hergestellten, stark konzentrierten Pheromone hängt der Winzer in Ampullen im Weinberg aus. Dort verströmen sie so viel Duftstoffe, dass die Männchen die Weibchen nicht mehr finden und damit auch die Befruchtung entfällt. Die „Verwirrmethode“ vermeidet den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel und gehört inzwischen zum Standard-Repertoire auch der konventionellen Weingärtner.

Mehr erfahren über die Hintergründe beim Thema Wein – heute zum Thema ökologischer Anbau – im Weinheimat Blog.

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