Dr. Bernd Kost und Thomas Eberbach im Keller der Weingärtner Stromberg-Zabergäu

WG Stromberg-Zabergäu haben veganen Keller

Die Weingärtner Stromberg-Zabergäu haben im vergangenen Herbst ihre Kellerwirtschaft auf vegan umgestellt. Was die Gründe hierfür sind und was es bedeutet, vegan auszubauen, haben wir Vorstand und Geschäftsführer Dr. Bernd Kost sowie den Leiter der Önologie und Technik Thomas Eberbach gefragt.

Warum ist Wein – ein Produkt aus Pflanzen – nicht immer vegan?

Thomas Eberbach: Vom Grundsatz ist Wein immer vegan, immerhin ist er aus Trauben gefertigt, die bekannterweise ein rein pflanzliches Produkt sind. Allerdings verwendet man im Prozess nach der Lese häufig Gelatine, also ein tierisches Produkt, zur Mostklärung und zum Ausfall der Trubteilchen.

Warum gerade Gelatine?

Thomas Eberbach: Hier wird es etwas chemisch. Gelatine ist ein Mittel, das seit Jahrtausenden Tradition in der Weinklärung hat, da Wein viele negativ geladenen Teilchen enthält. Gelatine hingegen enthält viele positiv geladene Teilchen. Dementsprechend ziehen sich die Teilchen an, die größeren Teil setzten sich ab und der Most wird klar und damit leichter zu filtrieren.

Wann begann der Prozess bei den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu?

Bernd Kost: Ins Rollen gebracht hat das der Herr Eberbach bereits vor vielen Jahren mit unserem Biowein.

Eberbach: Genau. Seit dem Jahrgang 2014 versuchen wir uns quasi schon an veganem Wein und haben das mit dem Biowein dann auch umgesetzt. Daraufhin folgte eine gewisse Testphase, denn jeder Jahrgang reagiert auf die Klärstoffe anders. Den Jahrgang 2022 haben wir bereits komplett vegan ausgebaut. Somit werden wir in den nächsten Monaten und Jahren immer mehr vegane Weine unseren Kunden anbieten können.

Wie genau wird das im Keller der Weingärtner SZ umgesetzt?

Eberbach: Wir verwenden ein pflanzliches Protein, das aus Erbsen gewonnen wird. So bleiben wir im pflanzlichen Bereich und haben dennoch einen Stoff mit ausreichend positiv geladenen Teilchen.

Können Sie eine Prognose zu den Erfolgschancen veganer Weine abgeben?

Kost: In meinen Augen und von der Marktseite aus betrachtet sieht es sehr gut aus, denn vegane Weine erweitern unser Angebot um eine weitere Sparte neben den „herkömmlichen“ und den Bioweinen. Außerdem bietet uns dies Möglichkeiten im Export. Derzeit haben wir bspw. Kontakte nach Indien, wo vegane Weine in der Gesellschaft bevorzugt werden. Noch bilden vegane Weine auf dem deutschen Markt eine kleine Nische, doch wir freuen uns hier bereits einen Mehrwert unseren Kunden anbieten zu können. Erste Anfragen auf Handelsseite gab es in der Tat schon 2017. Als eine der ersten haben die Weingärtner Stromberg-Zabergäu dann veganen Wein verkauft. Wir sind also fest am Markt etabliert.

Warum stellt dann nicht jedes Unternehmen auf einen veganen Keller um?

Eberbach: Ich vermute, viele sind bereits in der Testphase, denn auf diese kommt es an. Man kann die Jahrgänge nicht generalisieren und muss daher einen veganen Weg finden, der so gut wie möglich zu jeder Traube passt. Das benötigt Erfahrung.

Gibt es noch andere Bereiche, in denen der Weinbau nachhaltiger wird?

Kost: Als einer der größten Bio-Produzenten nicht nur in Württemberg, sondern in ganz Deutschland haben wir früh einen nachhaltigen Weg eingeschlagen. Wir sind noch nicht zertifiziert, doch trägt die Produktion unserer Bioweine im Weinberg und im Weinkeller zur positiven, nachhaltigen Entwicklung unserer Weingärtnergenossenschaft bei. Die Biofläche wird sich in den nächsten 2 – 3 Jahren verdoppeln. Neben dem Bioanbau arbeiten wir bereits wie viele andere Weingärtnergenossenschaften in Württemberg mit naturnahen Methoden, z.B. das flächendeckende Ausbringen von Pheromonen (Duftstoffe) zur umweltfreundlichen Bekämpfung von Schadinsekten.

Unser Anspruch ist ganz klar, nachhaltige Produktionsweisen auszubauen.

Eberbach: Ein weiteres Thema sind dabei die PiWis, also die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Diese sind von Natur aus weniger anfällig für Pilzbefall und benötigen dementsprechend nur ein geringes Maß an Pflanzenschutzmitteln. Inzwischen werden bei uns mehr als 50% der Neuanpflanzungen mit PIWI Rebsorten bestockt. Auch damit wollen wir zum gewissenhaften Weingenuss unserer Kunden beitragen.

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