EXOTISCHE REBSORTEN IN WÜRTTEMBERG

Exotische Sorten in Württemberg – woher sie kommen

In der Weinheimat Württemberg werden auch eine Vielzahl an exotischen Rebsorten angebaut – weit mehr als die bekannten Trollinger, Lemberger und Riesling. Wir schauen uns die Exoten heute einmal etwas näher an.

Im Wesentlichen lassen sich die exotischen – oder als exotisch empfundenen – Sorten in drei Kategorien einteilen, die wir uns jetzt einmal nacheinander anschauen.

1.) Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Die „PiWis“ sind allesamt noch recht junge Vertreter. Was sie auszeichnet, ist ihre besonders starke Widerstandskraft gegen die Rebkrankheiten Echter und Falscher Mehltau. Letztere Beiden sind die wesentlichen Pilzkrankheiten an Reben in unseren Breiten. Und diese höhere Widerstandsfähigkeit der Reben wiederum führt zu einer Reduzierung der Pflanzenschutzmaßnahmen um bis zu 80%. Auf knapp 3 Prozent der Rebflächen in Deutschland werden laut Deutschem Weininstitut derzeit bereits PiWis angepflanzt.

Und jetzt der Blick im Detail auf die einzelnen Sorten hier bei uns in Württemberg:

Cabernet Blanc, Solaris, Souvignier Gris, Muscaris, Regent, Satin Noir und Sauvignac. Noch recht jung, aber schon sehr beliebt ist der Sauvitage.

Sauvitage

LVWO aktiv bei der PiWi-Züchtung

Und da sind wir auch schon bei der Antwort auf die Frage, wie diese Sorten zu uns kommen. In der Tat handelt es sich bei den PiWis um Neuzüchtungen, in der Regel aus Instituten hier in Deutschland. So wie zum Beispiel die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg, die LVWO. Von hier kam zuletzt beispielsweise der Sauvitage. Die Motivation zur Züchtung dieser Rebsorten liegt nicht zuletzt darin, dass es durch den Klimawandel zu auch für die Reben immer anspruchsvolleren klimatischen Rahmenbedingungen kommt.

Ihr habt es sicherlich selbst schon bemerkt: Zwar werden die Trockenphasen gerade im Sommer immer länger, aber wenn es dann einmal regnet, fällt dieser ziemlich heftig aus. Die Folge: Pilzerkrankungen werden gefördert. Hiergegen kann man nun entweder mit gängigen Pflanzenschutzmitteln vorgehen – oder man macht die Reben von vorneherein widerstandsfähig, sodass sie es aus eigener Kraft schaffen, Erkrankungen abzuwehren. Wohlgemerkt: Eine Rebsorte, die überhaupt gar nicht mehr anfällig ist für Pilzkrankheiten, die gibt es nicht. Aber Sorten, die pilzwiederstandsfähiger sind als die Klassiker wie Riesling und Co. – das bekommt man inzwischen hin.

Knackpunkt wird die Marktnachfrage

Diesen Exoten könnte die Zukunft gehören. Knackpunkt wird sein, ob die Verbraucher sie akzeptieren und am Markt durch den Kauf die entsprechende Nachfrage schaffen – und genau hier liegt noch ein Stück Arbeit vor uns.

Summa summarum kann man sagen: Diese erste Gruppe kommt von hier. Dann lasst uns einmal einen Blick auf Gruppe 2 werfen.

2.) Internationale Rebsorten

Bei den internationalen Rebsorten ist es jetzt mehr oder weniger eine Auslegungsfrage, welche man als Exot empfindet und welche nicht. Definitiv ein Exot ist der Zweigelt. Er kommt aus Österreich und genau dort – so wird es zumindest hinter vorgehaltener Hand erzählt – haben ihn Winzer aus dem Remstal im Urlaub entdeckt. Und gerne getrunken. Was lag da näher als  auszuprobieren, ob die Sorte auch bei uns wächst. Und siehe da – sie tat es. Also gingen die Remstäler in den Versuchsanbau und in das Zulassungsverfahren, das alle neuen Sorten in Deutschland durchlaufen müssen, ehe man sie zur Weingewinnung anbauen darf – der Rest ist Geschichte. Heute ist das Remstal die größte Anbauregion für Zweigelt außerhalb Österreichs.

Ein schönes Video zum Zweigelt findet Ihr hier.

Wesentlich häufiger kommt und kam es zum Anbau internationaler Rebsorten aber deshalb, weil sie einfach prima zu unseren Württemberger Steillagen passen. Denn dort wird es – auch wieder bedingt durch den Klimawandel – nach und nach zu warm für unseren Trollinger. Und der ist die Sorte, die wie keine andere unsere Steillagen prägt.

Forschungsprojekt siedelt internationale Bestseller bei uns an

Deshalb werden hier zunehmend südländische Sorten ausprobiert – und heimisch. In einem großangelegten Forschungsprojekt der Hochschule Geisenheim und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg , das diese zusammen mit unter anderem mehreren unserer Genossenschaften durchführen, erforschen die beteiligten Wissenschaftler und Weingärtner, welche die Rebsorten der Zukunft in der Steillage sein könnten. Und neben pilzwiderstandsfähigen Rebsorten – über die wir ja bereits oben gesprochen haben – werden in diesem Projekt südländische Sorten in unseren Steillagen getestet. Sorten mit melodiösen Namen wie Carmenère – hier verrät der Name schon die Herkunft Frankreich, die Neuzüchtung Marselan (auch aus Frankreich) oder Nero d‘Avola – letztere die derzeit bedeutendste Sorte in Sizilien. Aber auch der Tempranillo aus Spanien und der Nebbiolo aus Italien sind im Projekt dabei. Aus ihm wird unter anderem der bekannte Barolo erzeugt. Er steht in seiner Heimat an nach Süden ausgerichteten, heißen Hängen und bringt damit eine optimale Eignung für unsere Steillagen mit.

Das Projekt „Steile Weine“ soll den Anbau auf terrassierten Flächen wirtschaftlicher machen und dabei helfen, diese Kulturlandschaft auch in Zukunft zu erhalten.

Ein Weinheimat Video zum Projekt „Steile Weine“ findet Ihr hier.

Jede Menge französische Sorten wurden bei uns heimisch

Cabernet Sauvignon

Und natürlich haben im Laufe der Jahrzehnte jede Menge Rebsorten, vorwiegend aus südlichen Gefilden, nach und nach auch Einzug in unsere Weinberge gehalten. Auffällig ist, dass es dabei wesentlich mehr Sorten aus Frankreich geschafft haben als aus Italien oder gar Spanien. Man denke nur an Sorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Syrah oder auch Sauvignon Blanc. Und natürlich den fruchtig-weichen Merlot, der aber inzwischen eine Verbreitung hat, die ihn streng genommen aus der Kategorie „Exoten“ herauswirft.

Sauvignon Blanc

In die Reihe südländischer Sorten, die die Winzer bei uns (schon seit langem) angesiedelt haben, zählt auch der Gewürztraminer. Der Name stammt von der Stadt Tramin in Südtirol, dort ist der Wein seit dem 11. Jahrhundert dokumentiert. Bei uns kam er 400 Jahre später an. Er zählt zusammen mit Muskateller und Sauvignon Blanc zu den sogenannten Aromasorten mit äußerst duftigem Bukett.

3.) Der Hoffnungsträger Acolon und neue Cabernet-Sorten

Wir haben oben ja bereits über die Entwicklung neuer PiWi-Sorten gesprochen – aber selbstverständlich züchten die entsprechenden Institute – bei uns die bereits angesprochene LVWO – auch ganz klassische Sorten.

Acolon

Ein schönes Beispiel ist der Acolon. Die im württembergischen Weinsberg gezüchtete Rotweinsorte hat sich innerhalb weniger Jahre einen festen Platz im deutschen Rotweinsortiment erobert – ohne aber in der Anbaufläche auch nur annähernd an die Großen heranzukommen. Die von vielen gehegte Erwartung, hier einen neuen Württemberger Bestseller zu züchten, hat sich zwar nicht erfüllt, aber er hat sich dennoch einen festen Platz in der Weinwelt erobert. Deshalb dürft Ihr ihn vom Bekanntheitsgrad beim Verbraucher und sicherlich auch vom Alter sowie der Verbreitung her immer noch als Exot bezeichnen. Die Kreuzung aus Lemberger und Dornfelder – also zwei Klassikern – verbindet den betörenden Duft des Dornfelders mit der Struktur und Länge des Lembergers. Die junge Rebsorte ist in ihren Eigenschaften dem Lemberger sehr ähnlich. Die Weine besitzen eine hohe Farbintensität mit dezenter Gerbstoffnote und werden vor allem in guten bis mittleren Lagen angebaut.

Cabernet Dorio

Ein weiteres Schlagwort, das im Zusammenhang mit den Züchtungen der LVWO fällt, ist das der „Württemberger Cabernets“. Hier hat man  die französischen Cabernet-Klassiker mit unseren heimischen Sorten gekreuzt. Der Cabernet Dorio zum Beispiel ist die spätreifende Kreuzung aus Dornfelder und Cabernet Sauvignon und erinnert in Aroma und Geschmack an den Cabernet. Die Weine sind lange lagerfähig und eignen sich ideal als Cuvée-Partner bzw. für den Barrique-Ausbau. Die rote Rebsorte ist aufgrund ihrer hohen Ansprüche an Lage und Klima allerdings so gut wie nur in sehr guten Rieslinglagen anzutreffen.

Cabernet Mitos

Cabernet Mitos ist ebenfalls eine Weinsberger Neuzüchtung, entstanden aus der Kreuzung von Lemberger und Cabernet Sauvignon. Aufgrund seiner späten Reife bevorzugt er die besten Standorte. Die Rebsorte verfügt über eine gute Winterhärte und ist zum Ausbau im Barrique geeignet. Sie wird gerne als Cuvée-Partner von klassischen Württemberger Sorten wie zum Beispiel Lemberger oder Spätburgunder eingesetzt – ihrer extrem kräftigen Farbe wegen.

Cabernet Cubin

Cabernet Cubin wiederum ist eine spätreifende und ertragssichere Rotweinneuzüchtung aus Lemberger und Cabernet Sauvignon. Da könnt Ihr Euch schon bei der Nennung der Kreuzungspartner vorstellen, was für ein Wein hierbei herauskommt: Ein sehr farbintensiver, und Tannine hat er auch jede Menge, dazu kommt im Aroma eine Cassisnote. Um eine optimale Qualität zu bringen, braucht dieser Wein eine etwas längere Reifezeit und die Weingärtner lesen ihn meist erst zum Ende der Leseperiode.

Das war unser kleiner Ausflug in die Welt der Württemberger Exoten. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. War Euer Lieblings-Exot dabei? Schreibt es uns in den Kommentaren. Wir freuen uns darauf, von Euch zu hören.

Fotos: Daniel Schneider

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